Zehn Fehler, die du beim Website-Relaunch vermeiden solltest
Die klassische Definition eines Website-Relaunches ist ein kompletter Neustart der Website. Häufig soll sich dabei das Design ändern, das Content-Management-System, die Website-Struktur, die Texte und vielleicht auch der Domainname. Die Gründe sind jedenfalls vielfältig und oft genug auch dringend nötig. Denn eine in die Jahre gekommene Website, die nicht einmal mobil optimiert ist, die aufgrund des Designs nicht mehr „state of the art“ ist, macht selten einen guten Eindruck. Das ist natürlich schade, denn die Website trägt einen wesentlichen Teil zum Unternehmenserfolg bei. Mit einem Website-Relaunch geht meist auch der Wunsch einher besser in den Suchmaschinen gefunden zu werden.
SEO spielt daher eine große Rolle beim Website-Relaunch-Prozess und sollte auf gar keinen Fall erst nach der Live-Schaltung erfolgen.
Weitere Gründe, warum ein Website-Relaunch eine heikle Sache sein kann und die Website hinterher nicht besser da steht, erfährst du in diesem Artikel.
Am Ende des Artikels findest du eine Website-Relaunch-Checkliste zum Download mit den wichtigsten Punkten, über die man sich Gedanken machen muss.
1. Den Website-Relaunch immer wieder aufschieben
Zunächst einmal ist es sicher ein unternehmerisches Risiko einen Website-Relaunch NICHT vorzunehmen, wenn die bisherige Website aus diversen technischen oder optischen Gründen nicht mehr zum Unternehmen passt. Jede Woche, die vergeht, mit der man unzufrieden mit der Website ist, ist eine verlorene Woche, was entgangene Kundenanfragen oder Verkäufe angeht.
Grundsätzlich muss man strategisch vorgehen und die Ziele und Zielgruppen definieren, die Website-Struktur festlegen (sehr SEO-relevant), die Keyword-Recherche und das Keyword-Mapping erledigen und vieles mehr. Ein Grund mehr den Relaunch zeitig anzugehen, bevor überhaupt die Programmierung beginnt.
2. Zu viele Köche den Brei verderben lassen
Es gibt in Unternehmen häufig mehrere Personen, die mitreden möchten. Vom Geschäftsführer, der IT, der Marketingabteilung etc. Das birgt das Risiko, das jeder Wünsche vorbringt, die möglicherweise miteinander kollidieren. Das kann dazu führen, dass das Projekt nicht recht vorankommt oder dass niemand wirklich zufrieden ist mit der neuen Website.
Bei kleineren Unternehmen kümmert sich oft genug nur eine oder maximal zwei Personen um die Website, so dass hier ein größeres externes Team ins Boot geholt wird. Es ist in diesem Fall gut, wenn es einen Projektmanager gibt, der über ein breites Wissen verfügt und die Fäden in der Hand hält.
3. Den Aufwand unterschätzen
Es ist wichtig, Zeiträume realistisch abschätzen und gegebenenfalls einen Puffer für weitere Korrekturschleifen oder Ungeplantes einzubauen. Ich kann nur davor warnen, einen äußeren Zeitpunkt als Golive-Termin zu definieren, z.B. weil ein bestimmter Event stattfindet oder der Termin einfach so beschlossen wurde. Ohne realistische Zeitplanung gemäß der Anforderungen kann das nichts werden – das kann ich aus Erfahrung sagen.
Ein Website-Relaunch ist eine ziemlich aufwändige Sache, bei der es viele Beteiligten innerhalb und außerhalb des Unternehmens gibt. Das sollte man auf gar keinen Fall unterschätzen. Heikel kann der Prozess dann werden, wenn mit wenig Wissen einfach eine neue Website erstellt wird ohne eine genaue Vorarbeit, was eigentlich die Anforderungen sind.
4. SEO-relevante Maßnahmen vernachlässigen
Da die Website eine zentrale Rolle im Online-Marketing und bei der Kundengewinnung spielt, möchte man natürlich eine bisher vorhandene Sichtbarkeit in den Suchmaschinen nicht aufs Spiel setzen und wenn möglich auch das Ranking für bestimmte Keywords verbessern. Es ist sehr sinnvoll vorab eine SEO- bzw. Website-Analyse durchzuführen und anhand bestimmter Kennzahlen den Ist-Status der Website zu ermitteln, um nach der Liveschaltung der Website die Erfolge oder weiteres Optimierungspotenzial dokumentieren zu können. Schließlich sollen Schwankungen im Keyword-Ranking erfasst werden und festgestellt werden, ob sich die Sichtbarkeit nach gewisser Zeit verbessert hat.
Für SEO spielen Technik, Gestaltung und Inhalte eine zentrale Rolle. Ein SEO mischt also in vielen Bereichen mit und arbeitet daher eng mit Programmierern, Webdesignern und Textern zusammen.
Auch über die Domain-Strategie sollte man sich vorab Gedanken machen, denn dies hat eine unmittelbare Auswirkung auf SEO-Strategien. Sollen weitere Subdomains oder jeglicher Inhalt auf der Hauptdomain entstehen, also in Unterverzeichnissen? Wie sieht es mit der Mehrsprachigkeit aus?
Ein gravierender Fehler, der leider immer wieder vorkommt, ist, dass die neue Website, die während der Neugestaltung auf einen anderen Server verfrachtet wird, nicht gesperrt ist. Zumindest die Suchmaschinen sollten ausgesperrt werden mittels des Noindex-Befehls, aber noch besser ist natürlich ein HTTP-Login. Denn Google indexiert nicht gesperrte Seiten schneller als einem lieb ist. Nach der Liveschaltung sollte man natürlich nicht vergessen den Noindex-Befehl wieder zu entfernen. Sonst wird es nichts mit dem Ranking ?
5. Keine URL-Weiterleitungen vornehmen
Besonders wichtig ist die Frage, welche alten URLs sollen auf neue URLs umgeleitet werden sollen. Damit das bereits erworbene Ranking einer Website zumindest bestehen bleibt, müssen alle alten URLs auf die neuen URLs mittels eines 301-redirects umgeleitet werden. Allerdings trifft das nur zu, wenn sich inhaltlich nicht allzu viel ändert. Auf gar keinen Fall dürfen alle alten Seiten einfach auf die neue Startseite verweisen, denn so bekommt Google ein ganz falsches Signal. Eine URL-Liste mit allen alten und neuen geplanten URLs, die redirected werden sollen, ist daher unerlässlich. Nicht alle URLs müssen umgezogen werden, ein Ausmisten auf der bestehenden Website vor dem Relaunch ist daher sinnvoll.
6. Keine gute Planung vornehmen
Schlechte Planung ist ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Risiko sowie fehlendes SEO-Wissen und ein zu knappes Budget. Auch ein zu enger Zeitplan kann dazu führen, dass schlampig gearbeitet wird, nur damit der Relaunch-Termin eingehalten wird. Das kann leicht zu Rankingverlusten führen.
Alle Anforderungen müssen vorab dokumentiert werden und der Zeitplan mittels einer Roadmap oder eines Projektplans klar festgelegt werden. Für jede Aufgabe muss ein Zuständiger festgelegt werden und am Ende muss es eine Qualitätsprüfung geben und Fehler berichtigt werden. Je detaillierter die Roadmap in Aufgabenbereiche, Zuständigkeiten, Aufwandseinschätzungen und Priorisierung unterteilt ist, desto besser ist das für die Zeitplanung!
Merke: es dauert immer alles länger als man denkt.
7. Nicht mit den richtigen Dienstleistern arbeiten
Das mag jetzt bitter sein, aber über Erfolg und Misserfolg entscheiden leider auch die Auswahl der Dienstleister. Ein Programmierer ist meist kein SEO und oft gibt es hier auch Falschinformationen oder einfach veraltete SEO-Techniken. Eine Keyword-Recherche macht auch ein Programmierer auch nur in den seltensten Fällen.
Es ist völlig verständlich, dass ein bestimmtes Budget nicht überschritten werden soll und daher beispielsweise Designer gespart wird bzw. kein Profi hinzugezogen wird. Oder das Unternehmen denkt, dass der Webprogrammierer doch auch das Design machen könne. Der Schuss geht meistens total nach hinten los. Nicht umsonst erstellen Designer ein zielgruppengerechtes Design, das funktioniert.
Was SEO angeht, ist es auch ein Fehler am Text zu sparen. Content ist einfach extrem relevant für die Suchmaschinenoptimierung und SEO und Content ergänzen sich wunderbar.
8. Zu viel auf einmal wollen und nicht schrittweise vorgehen
Ein Website-Relaunch ist es immer ein Risiko, vor allem, wenn alles auf einmal geändert wird.
Wer z.B. mit einem Schlag das Content-Management-System, die Website-Struktur, die Texte und das Design ändert, muss damit rechnen, dass es eine längere Zeit dauert, bis die Website in den Suchmaschinen wieder rankt.
Der gleichzeitige Wechsel des Domainnamens ist besonders risikobehaftet und die Vor- und Nachteile sollten sorgfältig abgewogen werden. Auch die Umstellung vom HTTP auf das HTTPS-Protokoll ist risikobehaftet, denn leider wird immer wieder vergessen die URLs richtig umzuleiten. Es gibt zwar nicht mehr viele Websites, die das alte Protokoll verwenden, aber noch haben hier manche Unternehmen noch Nachholbedarf.
9. Das Besucher-Tracking vernachlässigen
Wer vorher ein Webanalyse-Tool wie Google Analytics verwendet hat, sollte natürlich weiterhin das präferierte Tool verwenden. Das neue Google Analytics 4 ist allerdings ein komplett anderes System mit einer anderen Datenstruktur. Hier muss festgelegt werden, was eigentlich in Zukunft getrackt werden soll und wie das geschehen soll. Im Zuge eines Website Relaunches empfehle ich eigentlich immer den Einsatz des Google Tag Managers, der weitere Tracking-Szenarien ermöglicht.
10. Sich nach der Liveschaltung nicht mehr um die Website kümmern
Nach der Live-Schaltung gibt es diverse Maßnahmen, die erfolgen sollten, abgesehen von der Bekanntgabe der neuen Website, beispielsweise
- Nochmaliges ausführliches Testen, ob alles funktioniert (nicht nur am Desktop, sondern auch mobil)
- Prüfen der Weiterleitungen, Weiterleitungsketten, Fehler etc.
- Hochladen einer neuen Sitemap in der Google Search Console und Überprüfung, ob alle Seiten indexiert werden
- Überprüfung der Kennzahlen, wie Traffic-Zahlen, Rankings, Sichtbarkeit etc. mit einem Webanalyse-Tool wie Google Analytics sowie einem SEO-Tool.
Ja, und dann ist die neue Website online und ist dann alles gut? Vielleicht, aber um Websites muss man sich immer kümmern, gerade was SEO angeht. Es wäre schade, wenn viel Geld ausgegeben wird für eine neue Website mit der dann nichts mehr passiert. Nicht nur SEO, auch andere Online-Marketing-Maßnahmen sollten dann ins Spiel kommen, damit die unternehmerischen Ziele erreicht werden können.
Wie ist nun das Vorgehen bei einem Website-Relaunch?
Um sich darüber klar zu werden, welche Punkte ein Website-Relaunch Konzept enthalten sollte, muss ein Anforderungskatalog erstellt werden. So muss sich der -Auftraggeber beispielsweise über folgende Punkte klar werden:
- Was sind die Gründe und die Motivation für den Relaunch?
- Welche Ziele oder positiven Effekte sollen dadurch erreicht werden? Welche Erwartungen haben die einzelnen Stakeholder?
- Was sind die Probleme der bisherigen Website, die durch den Relaunch gelöst werden sollen?
- Welche konkreten Anforderungen gibt es hinsichtlich der Nutzerfreundlichkeit, der Inhalte, der Struktur, des Designs etc.
- Welche technischen Anforderungen gibt es, z.B. Funktionen wie Login, Warenkorb, diverse Sprachen, Ladezeiten, Mobiloptimierung etc.
- Wie soll das Tracking der Besucherdaten aussehen? Welche Tools werden bereits eingesetzt? Soll weitere Kennzahlen messbar sein als die bereits ermittelten?
- Anhand des Anforderungskatalog kann eine Roadmap erstellt werden mit den zu bewältigenden Aufgaben, Projektphasen, involvierten Personen und Zeitabläufen. Es sollte immer genügend Puffer eingebaut werden und je detaillierter die Roadmap ist, umso besser kann die Zeitplanung erfolgen. Die Roadmap dient außerdem als Checkliste, was getestet werden soll (z.B. Formulare etc.).
Im Laufe der Jahre, in denen ich viele Website-Relaunches begleiten durfte, habe ich eine Website-Relaunch-Checkliste erstellt, die ich immer wieder ergänzt und verbessert habe. Aber: jeder Website-Relaunch ist anders und nicht jeder Punkt trifft auf jedes Unternehmen zu. Oder es kommen weitere Anforderungen hinzu.
Fazit
Ein Website-Relaunch ist zwar eine komplexe Angelegenheit, aber mit guter Planung in den meisten Fällen ein Gewinn – für die Besucher der Website, die sich besser zurechtfinden und besser angesprochen werden und für das Unternehmen, das auf diese Weise über ein Online-Marketing-Instrument verfügt, das wirklich auf den Unternehmenserfolg einzahlt.